
Ständige Erreichbarkeit als Lehrkraft: Wie du Stress und Burnout vermeidest
Dauernde Verfügbarkeit überfordert dein Nervensystem und führt zu Erschöpfung. Erfahre, wie du klare Grenzen setzt und neue Energie gewinnst.
„Mist, ich hab meinen Schlüssel nicht dabei!“
Entnervt steht Jana vor der Toilettentür. Sie hat noch 3 Minuten, bis es zur nächsten Stunde klingelt. Der Schlüssel liegt in ihrer Tasche im Teamzimmer.
Nochmal zurücklaufen, durch zwei lange Flure?
Das schafft sie in der kurzen Zeit nicht.
Also muss sie ihr dringendes Bedürfnis wohl noch aufschieben. Und zwar mindestens die nächsten 90 Minuten.
Sie ärgert sich – nicht nur darüber, dass wieder mal jemand die Lehrertoilette abgeschlossen hat.
Vor allem ärgert sie sich über den Kaffee, den sie heute zum Frühstück getrunken hat.
Ausnahmsweise! Und nur, weil sie so üble Kopfschmerzen hatte und irgendwie gar nicht richtig in die Gänge kam.
Eigentlich hat Jana sich das nämlich komplett abgewöhnt.
Tee, Kaffee, Wasser, Saft: All das gibt’s bei ihr an Schultagen erst ab 12 Uhr. Damit sie eben nicht zwischendurch in so eine Notlage wie diese kommt …
Ihr Klassenraum ist im Seitentrakt der Schule. Da gibt’s zwar eine Toilette für die Schüler:innen, aber leider nicht für die Lehrkräfte. Ist halt ein altes Gebäude – damals hat man wohl noch nicht daran gedacht, dass Lehrer:innen auch menschliche Bedürfnisse haben …
Vielleicht geht’s dir wie Jana:
Während des Schultags vergisst du oft das Wichtigste – oder du hast einfach keine Zeit dafür.
Dein Butterbrot liegt mittags noch unangetastet in der Dose.
Im Unterricht fällt dir das Sprechen schwer, weil dein Mund so trocken ist. Leider hast du gerade nichts zu trinken da.
Und auch das Problem mit der Toilette kennen viele Lehrkräfte.
Ich bin immer wieder erschüttert, wenn mir erwachsene Menschen im Coaching und in Workshops hinter vorgehaltener Hand anvertrauen, dass sie sich den Toilettengang in der Schule verkneifen (müssen).
Körperliche Grundbedürfnisse werden im Schulalltag oft zurückgestellt.
Die Folgen: Der Schultag wird dadurch noch anstrengender, als er ohnehin schon ist. Du bist weniger belastbar und anfälliger für Fehler. Du reagierst schneller gereizt.
In diesem Blogartikel möchte ich dir praktische Tipps für mehr Selbstfürsorge in deinem Schulalltag geben.
Kleine Bestandsaufnahme: Wie sieht es denn aus mit dem Essen und Trinken in der Schule?
In den meisten Lehrerzimmern gibt es ein buntes Süßigkeiten-Buffet aus Keksen, Bonbons und Schokolade. Alles, was die Lust auf Süßes mal schnell zwischendurch befriedigt. Und die ist stark, wenn der Stress groß ist!
Zucker ist eben Nervennahrung. Und viele von uns greifen dann auch zu, obwohl sie es besser wissen (müssten). Es ist einfach zu verlockend!
Die Kaffeemaschine gehört zur Grundausstattung in jedem Lehrerzimmer. Tee ist dann schon eher selten im Angebot, weil die Pausen oft zu kurz sind, um den Tee in Ruhe ziehen zu lassen.
Koffein, Tein und auch Zucker helfen uns über kleinen Leistungstiefs heraus und mobilisieren neue Energien.
Das ist erstmal positiv und wird auch gerne genutzt, weil wir dann 6 Unterrichtsstunden (oder mehr) durchpowern können.
Negativ ist aber, dass uns diese Stoffe darüber hinwegtäuschen, wie es uns eigentlich geht.
Außerdem ist unser Körper die ganze Zeit mit dem Gegensteuern beschäftigt, wenn wir zu viel Zucker und Koffein zu uns nehmen: Insulinspiegel, Pulsfrequenz und Blutdruck müssen reguliert werden.
Also: Essen und Trinken haben großen Einfluss darauf, wie du durch den Schultag gehst. Vor allem Hunger und Durst bedeuten zusätzlichen Stress für deinen Körper!
Du denkst, du hast keine Zeit für den Toilettengang, weil
Und vielleicht machst du es wie Jana:
Beides ist extrem ungesund. Und leider auch so weit verbreitet, dass das Phänomen schon einen Namen hat„Lehrerblase“ – nennt man das in Fachkreisen.
Es ist also keine Kleinigkeit, wenn du an Schultagen deine körperlichen Grundbedürfnisse übergehst.
Du setzt damit deine Gesundheit aufs Spiel.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Podigee. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDu kannst schon morgen damit anfangen, im Schulalltag besser für deinen Körper zu sorgen – und so deinen Schulstress zu reduzieren.
Hier sind praxiserprobte Ideen für mehr Selbstfürsorge in deinem Schultag.
Um die Pausengewohnheiten im Lehrerzimmer umzukrempeln, braucht es ein paar Absprachen. Aber sicher gibt es auch andere Kolleg:innen, die gerne etwas ändern möchten. Und der Aufwand hält sich in Grenzen.
Wie wäre es, im Teamzimmer zusätzlich zum Kaffee etwas anderes bereit zu halten? Ihr könntet zum Beispiel einen Sprudelautomaten anschaffen oder einen Tee-Kochdienst einführen.
An manchen Schulen werden Sprudelautomaten sogar vom Wasserwerk angeboten und können dann auch von den Schüler:innen genutzt werden.
Ein Mitbringbüffet im Lehrerzimmer ist auch eine tolle Sache! Jeder bringt etwas mit: Rohkostschnitze, Käsewürfel, kleine Tomaten, … Und daraus entsteht jeden Tag eine andere, bunte Auswahl mit gesunden Kleinigkeiten. Da macht das Zugreifen richtig Spaß!
Und noch dazu entstehen manchmal schöne Gespräche über das Mitgebrachte, wenn es zum Beispiel Obst aus dem eigenen Garten ist.
Lege haltbare Snacks bereit: Studentenfutter, Nüsse, Müsliriegel, dunkle Schokolade.
Achte auf sättigende Lebensmittel. Keine reinen Zuckerfallen.
So bist du ausreichend und langanhaltend mit der nötigen Energie für die Unterrichtsstunden versorgt.
Trinken ist enorm wichtig für deine Leistungsfähigkeit, denn unser Körper besteht zu etwa 70% aus Wasser!
Gerade die wasserreichsten Organe (Gehirn, Augen) reagieren ganz empfindlich auf Flüssigkeitsmangel: Wenn du nur 2% zu wenig Wasser in deinem Körper hast, fühlst du dich schlapp.
Das Durstgefühl kommt oft erst deutlich zu spät, nämlich erst bei einem Flüssigkeitsmangel von 5 bis 10%!
Um deine Energie zu behalten und auch deine Stimme zu pflegen, solltest du also schon trinken, bevor du durstig bist.
Im turbulenten Schulalltag vergessen viele Lehrkräfte das Trinken.
Deshalb ist es wichtig, dass du aktiv für Erinnerungen zu sorgst und es dir möglichst leicht machst.
Deponiere Getränke an mehreren Orten innerhalb der Schule: Im Lehrerzimmer, auf deinem Pult, im Klassenraum. Du kannst auch deinen Lieblingstee zu Hause vorbereiten und ihn dir in der Thermoskanne mitnehmen.
Wenn an deiner Schule ein Trinkverbot im Unterricht besteht: Setz dich dafür ein, dass es aufgehoben wird. Trinken verbessert Denken und Lernen — bei dir und bei den Schülerinnen und Schülern.
Damit du mit kleinen Pausen gelassen, gesund und gut gelaunt durch deinen Schulalltag gehst.
Gerade dann, wenn du dafür eigentlich keine Zeit und keinen Raum hast.
Ist es wirklich so, dass du während des Unterrichts nicht zur Toilette gehen darfst?
Besprich das mit dem Kollegium in der nächsten Konferenz.
Überlegt gemeinsam, welche Regelung für dieses wichtige Grundbedürfnis in eurer Schule machbar ist. Und mit der Aufsichtspflicht zu vereinbaren.
Viele Schulteams organisieren es so, dass der Kollege, die Kollegin im Nachbarraum für ein paar Minuten die Aufsicht übernimmt.
Und noch ein wichtiger Tipp, damit du in den Pausen genug Zeit findest für das stille Örtchen:
Nimm den Arbeitsdruck aus den Pausen heraus. Wie das gehen kann? Hör dazu gerne rein in die Podcast-Folge zum Thema: Den Schulmorgen entstressen.
Plane 10 Minuten nur für Essen und Trinken ein.
Verschiebe Kopierer- und Orga-Aufgaben auf andere Zeiten. So gewinnst du wertvolle Zeit für dich.
Hier findest du einige praxiserprobte Tipps für erholsame Schulpausen.
Dein Schulalltag ist stressig genug.
Sorge dafür, dass du keinen zusätzlichen Stress hast durch Hunger, Durst oder andere unterdrückte Bedürfnisse.
Als Lehrkraft bist du täglich für deine Schülerinnen und Schüler da.
Damit du das voller Kraft tun kannst: Sorge zuerst für dich.
Kleine Schritte reichen. Sprich das Thema im Team an. Lege Hamstervorräte an. Erlaube dir zu trinken und kurz rauszugehen.
Probiere morgen eine Mini-Routine. Beobachte, was sich dadurch verändert.
Ich begleite dich gerne auf dem Weg, mehr Selbstfürsorge in deinen Schultag zu integrieren.
Verabrede dich mit mir zu einem unverbindlichen Kennenlerngespräch. Gemeinsam finden wir heraus, was die ersten Schritte sind, um dich wieder richtig wohlzufühlen in deiner Haut.
Wer schreibt hier eigentlich?
Hallo, ich bin Martina Schmidt, Expertin für Burnout-Prävention, Coachin, Resilienztrainerin und Ex-Lehrerin.
Ich unterstütze dich dabei, den Druck aus deinem Schulalltag herauszunehmen. Damit du gesund bleibst und mehr Energie hast für die Dinge, die dir am Herzen liegen.
Das interessiert dich bestimmt auch:

Dauernde Verfügbarkeit überfordert dein Nervensystem und führt zu Erschöpfung. Erfahre, wie du klare Grenzen setzt und neue Energie gewinnst.

Du gehst in die Schule, obwohl du krank bist? Erfahre, warum Selbstfürsorge wichtiger ist als Pflichtgefühl.

Wie du als Lehrkraft durch De-Implementierung Zeit sparst, Überlastung vermeidest und wirksamer arbeitest: Praxis-Beispiele und erste Schritte.
Entspannungszeit für Lehrkräfte
Live-Workshop für 0 €
am 26.11.25, 17.30-18.00 Uhr