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De-Implementierung im Schulalltag: Entlastung für Lehrkräfte

Inhaltsverzeichnis

Entrümpeln ist wichtig - auch im Schulalltag

Alles zuviel!

Auf deinem Schreibtisch türmen sich die Schulmaterialien.

Deine To-do-Liste ist endlos.

Dein Kalender voll mit Schulterminen.

Und in deinem Kopf sieht es genauso chaotisch aus wie auf deinem Schreibtisch.

Damit bist du nicht alleine: 92% der Lehrkräfte klagen über dieses Gefühl der Überlastung.

Woran liegt es, dass die schulischen Aufgaben immer mehr werden?

Und was hilft gegen diese Überlastung?

Deinen Schreibtisch räumst du ab und zu gründlich auf – und fühlst dich danach befreit.

Auch schulische Routinen und Arbeitsabläufe brauchen regelmäßig so eine Entrümpelungs-Aktion: Die De-Implementierung.

Im Podcast-Interview mit Barbara Gottschling und in diesem Artikel erfährst du, wie dieses Konzept dich im Schulalltag entlasten kann.

Schulpsychologin Barbara Gottschling
Schulpsychologin Barbara Gottschling

Was ist De-Implementierung?

Dass die schulischen Aufgaben immer mehr werden, ist nicht nur ein Gefühl.

Es ist das Ergebnis der additiven Strategie, die meistens angewendet wird, um Probleme zu lösen.

Wenn es in der Schule eine neue Herausforderung gibt, wird geschaut: Was können wir zusätzlich tun, um mit diesem Thema umzugehen?

Die Folge: Immer mehr Konzepte, Arbeitsgruppen, Dokumentationen, Tests und Termine.

Das Konzept der De-Implementierung macht es anders: Hier geht es darum, Dinge bewusst wegzulassen oder zu verändern. Nicht deshalb, weil sie lästig sind sind. Sondern weil sie keine Wirkung zeigen.

Barbara Gottschling: „Wir machen ganz viele Dinge und überprüfen eigentlich nicht deren Wirksamkeit.“

De-Implementierung kann auf drei Ebenen passieren: Im Ministerium, auf Schulebene und auf deiner persönlichen Ebene als Lehrkraft.

Gottschling: „Wir verändern all das, was keine Wirkung hat auf eine systematische, subtraktive Weise und auch auf der Basis echter Evidenz.“

Im Idealfall geht die Ressourcenschonung dann sogar mit einer Qualitätssteigerung einher.

Das Motto: „Besser weniger, dafür weniger besser.“

In diesem Podcast erklärt John Hattie, was mit De-Implementierung gemeint ist.

De-Implementierung mit der RAST-Methode

Schulische Abläufe verändern, Überflüssiges weglassen: Wie geht das konkret?

In der Praxis hat sich die RAST-Methode bewährt:

  • Reduzieren
  • Austauschen
  • Stoppen
  • Transformieren

 

Sie zeigt verschiedene Optionen auf, um etwas zu ändern. 

Hör doch mal rein ...

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Konkrete Beispiele aus dem Schulalltag

Hausaufgaben neu denken

Kind macht Hausaufgaben

Eine Metastudie zeigt: Hausaufgaben in der Grundschule haben nur eine sehr geringe Wirkung auf das Lernen.

Und dennoch wird viel Arbeitszeit investiert: Grundschullehrkräfte schätzen ihren Aufwand für Hausaufgaben auf rund fünf Stunden pro Woche. Das ist Zeit, die für Vorbereitung, Erklären, Einsammeln, Korrigieren und Feedback eingesetzt wird.

Gottschling: „Fünf Stunden pro Grundschullehrkraft pro Woche: Eine Mega-Ressource eigentlich!“

Tatsächlich: Du könntest jede Menge (Frei-)Zeit gewinnen bzw. deine Arbeitszeit woanders sinnvoller investieren.

Warum also nicht Hausaufgaben reduzieren?

Oder Wochen ohne Hausaufgaben einführen?

Oder Hausaufgaben so gestalten, dass sie automatisiert korrigiert werden (Apps) oder als kurze Übungsvideos, die den Unterricht ergänzen?

Ein Wechsel kann Eltern entlasten und dir Arbeitszeit schenken.

Hier findest du dazu ein Praxis-Beispiel.

Korrekturen zielgerichtet und zeitsparend

Korrekturen machen etwa ein Siebtel der Arbeitszeit von Lehrkräften aus.

In der Summe sind das mehrere Millionen Arbeitsstunden jährlich!

Diese Zahlen zeigen, wie viele Ressourcen in dieser schulischen Aufgabe gebunden sind.

Aber muss das so bleiben?

Bringen Korrekturen tatsächlich den gewünschten Effekt, der einen solchen Arbeitseinsatz rechtfertigt?

Studien kommen da zu einem ernüchternden Ergebnis: Korrekturen bringen eher wenig Lernzuwachs. Sie können sogar demotivierend wirken!

Konkrete Alternativen:

Schulfeste und Tag der offenen Tür auf dem Prüfstand

Viele schulische Events binden Personal und führen zu einer Terminflut.

Barbara Gottschling rät, sie gezielt zu überprüfen: „Wer hat das eingeführt? Mit welchem Ziel? Ist das noch gültig?“

Praktisch heißt das:

Kommunikation und E-Mail-Management

Lehrkraft beantwortet schulische Mails

Elternkontakte und Mails fressen Zeit. Auch hier können dich organisatorische Veränderungen im Sinne der RAST-Methode spürbar entlasten:

NEIN sagen im (Schul-) Alltag

Wie du dich freundlich und klar abgrenzt – ohne dabei zickig und unkollegial zu wirken.

In diesem Kurs lernst du Schritt für Schritt, wie das geht.

Workbook: Nein sagen, gesunde Grenzen setzen nicht nur im Schulalltag. Material zum Online-Workshop
Workbook: Nein sagen, gesunde Grenzen setzen nicht nur im Schulalltag. Material zum Online-Workshop

Wie du als Lehrkraft starten kannst

Ziel setzen. 

Willst du mehr Freizeit? Mehr Beziehungszeit mit Schülern? Definiere es klar.

Zwei Wochen protokollieren.

Schreibe 2 Wochen lang mit, was du tust und wie lange du arbeitest. So entlarvst du Zeitfresser und bekommst eine Idee, wo du ansetzen kannst.

Wähle eine Stellschraube.

Hausaufgaben? Korrekturen? Schulveranstaltungen? 

Kleine Experimente.

Setze einen vierwöchigen Testzeitraum. Reduziere Hausaufgaben, erprobe  Rückmeldungen per Audio oder verändere einen anderen Arbeitsablauf in deinem Schulalltag.

Miss die Wirkung.

Beobachte, wie sich das auf den Lernerfolg deiner Schüler:innen auswirkt. Wie fühlst du dich? Sparst du Arbeitszeit? Frage Eltern, Schüler:innen und Kolleg:innen, ob und wie sie die Veränderung wahrnehmen.

Organisieren statt perfektionieren.

Finde einfache Workflows. Nutze Vorlagen. Akzeptiere: Nicht jedes Arbeitsblatt muss neu erfunden werden.

Ansprüche prüfen.

Frag dich: Mache ich das aus wirklichem Mehrwert oder weil ich mich mit anderen vergleiche?

Hol dir Unterstützung.

Wenn dein Kollegium blockiert, bitte um externe Supervision oder hol dir Unterstützung durch Coaching. 

Was Schulleitungen tun können

Leitungskräfte können einen förderlichen Rahmen für De-Implementierung schaffen.

Anerkennung für wirksames, ressourcenschonendes Arbeiten ist dabei ein wichtiger Baustein.

Barbara Gottschling wünscht sich, dass wir „Qualität statt Quantität“ in Schulen propagieren.

De-Implementierung bringt Entlastung

De-Implementierung ist ein hochwirksames Konzept, um unnötige und unwirksame schulische Routinen aufzudecken und sie zu transformieren.

So kann langfristig dafür gesorgt werden, dass du als Lehrkraft ressourcenschonend arbeitest – und dir so die Freude an deinem Job in der Schule erhalten bleibt.

Die eingesparte Zeit kannst du in lohnendere Schulprojekte investieren – oder die gewonnene Freizeit genießen.

Lese-Empfehlung: Weniger macht Schule

Du hast nach dem Lesen dieses Artikels und dem Podcast-Interview Lust bekommen, tiefer ins Thema „De-Implementierung“ einzusteigen?

Dann kann ich dir dieses Buch sehr empfehlen: „Weniger macht Schule. Wie De-Implementierung schulische Freiräume schafft“

Barbara Gottschling hat es zusammen mit ihrem Kollegen Benedikt Wisniewski geschrieben. Es ist randvoll mit praxiserprobten Strategien und Beispielen aus dem Schulalltag.

Die Autor:innen zeigen, wie Schulentwicklung und gleichzeitig die Gesunderhaltung von Lehrkräften gelingen können.

Wer schreibt hier eigentlich?

Hallo, ich bin Martina Schmidt, Expertin für Burnout-Prävention, Coachin, Resilienztrainerin und Ex-Lehrerin.

Ich unterstütze dich dabei, den Druck aus deinem Schulalltag herauszunehmen. Damit du gesund bleibst und mehr Energie hast für die Dinge, die dir am Herzen liegen.

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